Ohrenentzündungen
bei Hund & Katze

Patienten mit Entzündungen der Ohren, insbesondere des äußeren Gehörgangs (Otitis externa), gehören zum Praxisalltag. Chronische Verläufe und Rezidive können zur Herausforderung werden. Mit Spezialfutter kann jedoch die Hautregeneration unterstützt werden.

Entzündungen des äußeren Ohres

Entzündliche Veränderungen können die äußere und innere Haut der Pinna einschließlich des Ohrrandes und den äußeren Gehörgang bis zum Trommelfell betreffen. Die Entzündungen können akut sein oder chronisch, wenn das Geschehen über einen Zeitraum von drei Monaten immer wiederkehrt oder dauerhaft besteht. Im Praxisalltag ist die Otitis externa ein häufiger Befund: Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen sechs und 20 Prozent aller Hunde von dieser Form der Ohrenentzündung betroffen sind. Ein wichtiger Aspekt bei der Diagnose von Entzündungen des äußeren Ohres und Gehörgangs ist, dass es sich vielfach um den Ausdruck einer Allgemeinerkrankung handelt, die sich an den Ohren manifestiert.

Was geschieht bei einer Entzündung des äußeren Ohres?

Zu Beginn kommt es zu typischen Entzündungsreaktionen der Haut, die eine Reihe von Veränderungen nach sich ziehen wie eine Epithelhyperplasie, Hyperplasie der Talg- und Schweißdrüsen, Drüsendilatation sowie einer übermäßigen Verhornung. Die Zerumenproduktion nimmt zu, das lokale Milieu wird feuchter und der pH-Wert steigt: In ihrer Summe bieten die Veränderungen schließlich ideale Voraussetzungen für Sekundärinfektionen.

Während sich akute Ohrenentzündungen zunächst meist mit Erfolg behandeln lassen, können chronische Verläufe herausfordernder sein. Gelingt es nicht, das Entzündungsgeschehen zu kontrollieren, kommt es zu starken Drüsenveränderungen, Fibrosierung und Stenosierung – in schwerwiegenden Fällen bis hin zur Kalzifizierung des äußeren Gehörgangs.

Daher ist eine frühzeitige Behandlung einschließlich einer zielgerichteten Therapie der auslösenden Grunderkrankung essenziell.

Ursachen von Ohrenentzündungen bei Hund und Katze

Ohrenentzündungen kann ein Spektrum an Ursachen zugrunde liegen. Dabei können prädisponierende Faktoren, primäre oder sekundäre Ursachen sowie weitere Faktoren, welche die Entzündung unterhalten, die Entzündungen des äußeren Ohres bedingen:

  • Prädisponierende Faktoren: Rasse (enge Gehörgänge, ggf. starke Behaarung), Ohrenform, übermäßige Zerumenproduktion (z. B. Cockerspaniel, Labrador Retriever), zu aggressive „Ohrenpflege“ (ungeeignete Reiniger, zu häufiges Reinigen, traumatisierende Manipulationen am Gehörgang), Obstruktionen des Gehörgangs (z. B. Polypen, Neoplasien, Hyperplasien etc.), zu feuchter Gehörgang (z. B. häufiges Schwimmen).
  • Primäre Ursachen: Allergien (sehr häufig, z. B. gegen Futtermittel, Umweltallergene, Arzneimittel, Flohspeichel), Parasiten (v. a. Milbenbefall), Fremdkörper (z. B. Grannen), Pilzinfektionen, Autoimmunerkrankungen (z. B. Pemphigus, SLE).
  • Sekundäre Ursachen (bei bestehenden prädisponierenden Faktoren oder primären Ursachen): Bakterielle Infektion/Überwucherung (Staphylokokken, β-hämolysierende Streptokokken, Proteus spp., Klebsiella spp., Pseudomonas spp., Enterobacteriaceae), Hefepilzinfektionen (v.a. Malassezia pachydermatis)
  • Unterhaltende Einflüsse: Veränderungen infolge der Entzündung (verengter, hyperplastischer, ödematisierter, ggf. kalzifizierter Gehörgang), unzureichende oder fehlerhafte Behandlung (z. B. mangelnde Compliance).

Ohrenentzündungen – welche Symptome treten auf?

Sehr häufig machen sich Entzündungen des äußeren Ohres und Gehörgangs durch Pruritus bemerkbar: Besitzer:innen beschreiben, dass sich ihr Hund oder ihre Katze häufig kratzt, den Kopf schüttelt (bei Hunden auch bis zur Entstehung von Othämatomen) oder die Ohren am Boden reibt. Rötungen der Innenseite der Pinna, Ohrenausfluss, unangenehmer Ohrengeruch oder Kopfschiefhalten zählen ebenfalls zu den charakteristischen Hinweisen auf eine Ohrenentzündung. Je nach Ausprägung der Otitis externa kann infolge von entzündungsbedingten Exsudaten, Stenosen oder Drüsenhyperplasien auch das Gehör betroffener Tiere beeinträchtigt sein.

Diagnose bei Otitis externa

Voraussetzung für eine adäquate Behandlung von Ohrenentzündungen ist eine sorgfältige Identifizierung der Ursachen einschließlich der dafür notwendigen Untersuchungen (Rassenanamnese, Abklärung von Allergien, Nachweis von Parasiten etc.). Zur eingehenden Untersuchung ist es empfehlenswert, während der Otoskopie Proben zur zytologischen Untersuchung zu entnehmen. Bakteriologische und mykologische Kulturen sind wichtig, um beteiligte ggf. perpetuierende Auslöser zu identifizieren. Im Hinblick auf eine anschließende effektive Therapie ist es außerdem hilfreich, ein Antibiogramm anfertigen zu lassen.

Therapie bei Ohrenentzündungen

Welche therapeutischen Maßnahmen infrage kommen, richtet sich in erster Linie nach der Ursache der Otitis externa. Dazu zählt unter anderem die Beseitigung von obstruierenden Faktoren wie Haaren, Polypen, Tumoren, Fremdkörpern aus dem Gehörgang, eine sorgfältige Allergiediagnostik mit entsprechender Identifizierung des auslösenden Allergens oder – bei nachgewiesenem Befall – auch eine antiparasitäre Behandlung.

In den meisten Fällen kommt es bei Hunden mit Otitis externa zu einer bakteriellen Besiedlung sowie Beteiligung von Hefepilzen am Entzündungsgeschehen. Oft kommen Medikamente zur topischen Anwendung zum Einsatz, die je nach Präparat und Erfordernis Antibiotika, Glukokortikoide und/oder Antimykotika enthalten. In schwerwiegenden Fällen erhalten betroffene Hunde zusätzlich auch systemisch analgetische und antiphlogistische Wirkstoffe, meist aus der Klasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAIDs). Unabhängig von der individuellen Ursache gehört eine angemessene und korrekt durchgeführte Ohrreinigung zur Behandlung von Otitiden des äußeren Ohres. Dazu eignen sich Zerumenolytika, gegebenenfalls ergänzt mit antiseptischen Substanzen wie Chlorhexidin, Salizylsäure, Milch- oder Essigsäure. Um die richtige Anwendung am Tier sicherzustellen, ist es hilfreich, Tierhalter:innen in der Sprechstunde mit der Handhabung von Ohrreiniger und der lokalen Applikation des Medikaments vertraut zu machen.

Nährstoffe und Vitamine können die Hautgesundheit unterstützen – auch an den Ohren

Entzündungen des äußeren Ohres fallen letztlich den dermatologischen Erkrankungen zu, für die auch die Ernährung ein entscheidender Einflussfaktor ist. Verschiedene Nährstoffe bilden die Basis für den Aufbau einer gesunden, widerstandsfähigen Haut. Daher bietet sich eine gezielte, hautunterstützende Ernährung von Tieren mit Ohrenentzündungen an.

Ungesättigte Fettsäuren:

Essenzielle Fettsäuren sind wichtig für den Aufbau von Zellmembranen, zudem stellen sie einen Ausgangsstoff für die Synthese von Prostaglandinen und Leukotrienen dar und haben eine wichtige Funktion für den Erhalt einer gesunden Hautstruktur und -funktion. Linolsäure spielt außerdem eine entscheidende Rolle für eine intakte Hautbarriere. Weder Hunde noch Katzen sind in der Lage, Linolsäure selbst zu synthetisieren, sodass eine Zufuhr über die Nahrung essenziell ist. Katzen können außerdem nur begrenzt Arachidonsäure aus Linolsäure bilden, sodass sie auf die Zufuhr beider Fettsäuren angewiesen sind.

Zink:

Zink ist für die Haut ein bedeutsames Spurenelement. Es beteiligt sich im Entzündungs- und Abwehrsystem und ist ein essenzieller Kofaktor zur Synthese der Fettsäuren. Viele der biochemischen und molekularen Vorgänge bei der Hautregeneration und -heilung können durch die Zugabe von zusätzlichem Zink beschleunigt werden, indem zinkabhängige Metalloproteinasen hochreguliert werden.

Vitamine:

Vitamine spielen eine bedeutsame Rolle im Heilungsprozess der Haut. Die Vitamine A, C, D und E sowie B-Vitamine sind für eine gesunde Hautfunktion wichtig.

Vitamin A:

Vitamin A ist unter anderem wichtig für die Integrität von Epithelien und einen regulierten Verhornungsprozess. Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss des fettlöslichen Vitamins wirken sich nachteilig auf die Hautgesundheit aus.

Vitamin C:

Das wasserlösliche Vitamin C hat unterschiedliche Funktionen in der Haut: Es befördert die Kollagensynthese in der Haut, moduliert Immunzellen und fungiert als Antioxidans. Studien an Tieren zeigten, dass die Gabe von Vitamin C Heilungsprozesse der Haut verbessern konnte.

Vitamin E:

Auch Vitamin E kommt eine bedeutende Rolle für die Haut aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaft als Radikalfänger zu. Vermutlich begrenzt Vitamin E die Schäden durch freie Radikale, welche in der Entzündungsphase durch neutrophile Granulozyten entstehen.

B-Komplex-Vitamine:

Die Vitamine aus der B-Komplexgruppe sind wasserlöslich und werden vom Körper rasch wieder ausgeschieden. Daher ist ihre tägliche Aufnahme notwendig. Tiere mit einem Vitamin-B-Mangel weisen Hautveränderungen wie trockene, schuppige Haut sowie Haarausfall auf. Für die Heilung der Haut scheint Vitamin B1 (Thiamin) als Kofaktor verschiedener biochemischer Prozesse die bedeutendste Rolle zu spielen.

Quellen:

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